Luppenau

      Weihnachtsmarkt auf dem Löpitzer Schlossplatz 2015

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Dezember 2015   - Ilja Bakkal-   


Ein nicht mehr ganz junger und nicht mehr ganz schlanker Mann schreitet über den Schlossplatz. Seine mit den Fingern nach vorn gerichteten kräftigen Hände halten durchscheinende Packungen mit Würstchen.  Das Kinn fixiert den Stapel von oben. Die geöffnete Jacke gibt den Darmschlingen einen Rahmen.  Sein Minenspiel lässt erkennen, dass er die Bedeutung  der Mission  durchaus kennt, und von ihrem Erfolg überzeugt ist. Das macht stolz und zufrieden. Die Erinnerung an vorausgegangene Strapazen tritt in den Hintergrund.  Gleich wird er die wertvolle Fracht dem denkbar kompetentesten Team übergeben, das man sich für den Betrieb des großen Grills vorstellen kann. Der Wehrleiter persönlich überwacht an diesem Samstagabend vor dem ersten Advent die Glut. Ob Horst Schöngraf auch nur einen winzigen Moment überlegt, dass er die Würstchen auch für sich ganz allein…? Ich glaube nicht. Seit Jahren (gefühlt schon immer) setzt er sich im Ortschaftsrat und im Vorstand des Fördervereins für das Wohl der Luppenauer ein und wird sie doch nicht um  das kulinarische Highlight  des Weihnachtsmarktes prellen. Was da für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen aufblitzte, war keine Gier, sondern Schadenfreude über das, wegen des Gegenlichts der über dem Dachfirst des Schlosses untergehenden Sonne, verdorbene Foto. 


(Wirklich unrettbar verloren, Horst, Du hast nichts zu befürchten.) Auch dürfte es keine Zeugen geben, weil die Marktgäste in der Fahrzeughalle   mit Tombola, Kaffee und Gebäck beschäftigt waren und sich erwartungsfroh auf das weihnachtliche Blasen der Pfeiferstuhl-music einstimmten:  Zwei Trompeten, Posaune, Tuba und das allen gut bekannte Waldhorn Peter Zimmermanns.  Was hier hochkarätig geboten wurde, freute die Luppenauer und ihre zahlreichen Gäste. Die Musiker der Sächsischen Bläserphilharmonie und der Stadtkapelle  Halle, die ihr künstlerisches Leben nur zu oft in einem Graben unter der Bühne fristen müssen,  konnten wiederum unmittelbar die Freude des Publikums genießen. Sie dankten es mit einem zweiten Auftritt. Man kann sie regelmäßig bei der Eröffnung der Händelfestspiele  in Halle auf dem Markt und auf „Händels Spuren“ im botanischen Garten erleben. Die Blasmusik zu festlichen Anlässen blickt auf eine 400-jährige Tradition zurück. Der Pfeiferstuhl war das Podium im Saal, auf dem die Stadtpfeifer spielten.
Im weihnachtlich geschmückten Schulungsraum der Feuerwehr sollten die Kinder Märchen hören und sich somit die Zeit bis zur Bescherung verkürzen. Die da glaubten, es wäre der Nikolaus, mögen bitte im Dezemberkurier des vergangenen Jahres nachlesen. Die Fotos der aufmerksamen  kleinen Zuhörer  vermitteln nicht den Geräuschpegel und das Rein und Raus der hinsichtlich Aufmerksamkeit und Konzentration Überforderten. Dennoch gab es Geschenke.  Der Weihnachtsmann kannte sich aus, in seinem Sack. Für jeden fand er das Passende. Selbst eine plötzlich auftauchende Gruppe im Schloss feiernder Geburtstagskinder, erschöpfte seine Vorräte nicht.  Die feingeästelte Exekutive kam nicht zum Einsatz.  Heike Gilluck darf sich auf ein gerahmtes Dokument ihrer ausdrucksstarken und stimmgewaltigen Lesung freuen.  


Das Frido nebenan war eine Insel der Ruhe und des besinnlichen Bastelns. Die anheimelnde Dekoration, der Kinderpunsch, der Duft der Klebepistolen stimmten auf die Adventszeit ein.
Auch wenn man während des nur wenige Stunden andauernden Weihnachtsmarktes das eine oder andere kunsthandwerkliche Geschenk erwerben kann, steht  die Begegnung der Anwohner im Vordergrund. Es ist auch ein Treffen der Generationen, bei dem der Darbietung der Kinder Raum gegeben wird. In diesem Jahr vermissten wir Gesang ,Tanz und Gedichte. Dafür gab es organisatorische Gründe. Erwähnenswert ist, dass es ungeachtet der gebotenen Kultur eben doch mit Bedauern festgestellt wurde.    
Es ist schonbeachtlich, was in unserem Dorf passiert, wie viele Menschen sich engagieren,welche Aktivitäte n vom Ortschaftsrat, der Feuerwehr, den Vereinen  ausgehen, raunte mir der Weihnachtsmann zu. Ja, das habe ich auch schon bemerkt, aber es freut mich, das von einer kompetenten Amtsperson zu hören.
I.B.