Fotos: Ilja Bakkal & Steffen Wilhelm
Die Gemeinde Luppenau mit ihren 3 Dörfern Tragarth, Löpitz
und Lössen liegt längs des Flüsschens Luppe, an deren Windungen
kleine Auengehölze liegen. Die Luppe kam bis 1972 von Leipzig her
und führte das Hochwasser der Weißen Elster mit ab. Der Fluß in
seinem natürlichen Bett mit Steilufern konnte recht gefährlich
werden. Er trat auch über die Ufer und überschwemmte weite Wiesenbereiche.
Wegen des beginnenden Braunkohlebergbaus wurde der Fluß an der Autobahn
A 9 abgeriegelt und empfängt heute sein Wasser nur aus einigen Bächen,
wie der Klinke, dem Zöschener Bach, dem Augraben (Zschampert) und
dem "Bach", der bei Lössen in den Fluss mündet.
Wer an der Luppe entlang wandert, kann Stockenten, Bleßrallen,
auch Graureiher aus der nicht weit entfernten Brutkolonie Kollenbey beobachten.
Bei besonderem Glück zeigt sich auch der seltene Eisvogel, der wie
ein azurblauer Blitz den Flusslauf entlang fliegt. Auch einige Nutrias
(Sumpfbiber) sind eingewandert. Sie stammen noch von 1990 ausgesetzten
Tieren.
Fotos: Ilja Bakkal & Tino Schneider
Die kleinen Auenwälder sind bestockt mit Stieleichen, Eschen, einigen
Ulmen, Bergahorn und Pappeln. Am Fluss stehen verschiedene Weidenarten.
Im Frühling blühen viele Blumen im Wald. Es sind Märzveilchen,
Gelbes und Weißes Buschwindröschen, Goldstern, Scharbockskraut,
Lungenkraut und an einigen Stellen Bärlauch. Im Sommer dann bildet
sich eine undurchdringliche bis 2 m hohe Krautschicht aus Klebkraut und
Brennessel. Besonders die Vogelwelt hat sich den Auenwald erobert. Bis
zu 30 Brutvogelarten wurden festgestellt. An erster Stelle steht der Rotmilan,
ein respektabler Greifvogel mit dem gegabelten Schwanz, der in etwa 3
Paaren brütet. Auch der Schwarze Milan, der Mäusebussard und
der Habicht hat seine Horste auf hohen Bäumen angelegt. Unter den
Kleinvögeln dominieren Buchfink, die Grasmücken und Laubsänger,
Zaunkönig und Nachtigall, Star und Kernbeißer.
Fotos: Ilja Bakkal
Beiderseits der Bundesstraße nach Leipzig am "Bach" ziehen
sich größere Wiesenbereiche hin. Die Wiesen werden aber noch
recht intensiv genutzt und mit Rindern beweidet. In den Wiesen sucht das
Tragarther Storchenpaar Nahrung für seine Jungen. Greifvögel
und Reiher, Krähen und andere Singvögel und im Herbst auch viele
Kiebitze und Wacholderdrosseln sind hier anzutreffen.
Diese reichhaltige Naturausstattung hat die Behörden bewogen, die
Landschaft unter Schutz zu stellen. Die Flächen westlich der Luppe
und der Burgliebenauer Straße gehören zum Landschaftsschutzgebiet "Saale".
Die Flächen östlich davon, einschließlich der Tagebauseen
zum LSG "Elster‑Luppe‑Aue". Die Ortslagen und die
im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Flächen für Bau und
Gewerbe sind aus den LSG ausgegrenzt. Darüber hinaus liegen in den
LSG auch viele kleine "besonders geschützte Biotope " nach § 30
Naturschutzgesetz des Landes Sachsen‑Anhalt.
Fotos: Ilja Bakkal & Steffen Wilhelm
Die Auengehölze und der Luppelauf wurden erst kürzlich als
Gebiet der Flora – Fauna – Habitat ‑ Richtlinie gemeldet.
Diese Gebiete nach europäischem Recht sollen ein europaweites Schutzgebietsnetz
mit dem Namen Natura 2000 bilden. Wegen der Brutvorkommen der großen
Greifvögel ist ein Teil der Gemarkung als Europäisches Vogelschutzgebiet
gemeldet.
In dieser Natur kann man auch gut wandern. Gemeinsam wurde der Naturlehrpfad "Rüsternweg" eingerichtet.
Einige Tafeln erläutern die Tier‑ und Pflanzenwelt und mit
Nummern versehene Beobachtungspunkte sind in einem Naturlehrpfadführer
erklärt. Der Lehrpfad beginnt am Abzweig Kreypau der B 181. Zuerst
erreichen wir einen dicht bewachsenen ehemaligen Lehmausstich für
die Ziegelherstellung. Aufmerksame Beobachter können an lauen Sommerabenden
die seltene Rotbauchunke vernehmen. Ihre Stimmen tönen wie weit entferntes
Glockengeläut. Wird es dann dunkel, ruft der Laubfrosch recht laut.
Die Nachtigallen lassen ihr schönes Lied hören. Hier gibt es
sieben verschiedene Amphibienarten. Seltene Pflanzen sind der Lauchgamander
und die fleischfressende Wasserpflanze „Wasserschlauch“. Nicht
weit davon stehen noch einige gesunde Ulmen, die hier als Rüstern
bezeichnet werden. Der Pfad führt zur Luppebrücke, und wer hier
schon genug hat kann ins Dorf zur empfehlenswerten Gaststätte "Zum
Rittergut" wandern. Sonst geht es weiter an der Luppe entlang. Kurz
vor Tragarth sehen wir eine schöne Lindenallee und erreichen den
Storchenhorst Tragarth, den die Vögel auf einem hohen Schornstein
gebaut haben. Seit 1994 brütet hier ein Paar und hat in manchen Jahren
3 Jungvögel aufgezogen. An der Luppe entlang führt der Weg nach
Wallendorf.
Fotos: Ilja Bakkal
Zwischen Löpitz und Lössen steht ein sanierter alter Trafoturm.
Dort brütet unter dem Dach ein Paar Schleiereulen. In den Kästen
brüten Star und Kohlmeise.
Wenden wir uns aber von Löpitz nach Osten, überqueren wir eine
Industriebahn und erreichen den westliche Tagebausee des ehemaligen Tagebaus
Merseburg‑Ost. Hier entstehen bis Ende 2001 zwei Seen von jeweils
etwa 300 ha Wasserfläche. Gegenwärtig wird noch Elsterwasser
eingeleitet.
Von Löpitz an sind Rad‑ Wanderwege eingerichtet worden. Der
Radfahrer oder Wanderer kann sich in Richtung Wallendorf begeben, über
die Innenkippe zum 15 m hohen Aussichtsturm Raßnitz. Um den östlichen
See führt ebenfalls ein ausgebauter Weg. Von dort geht es auch weiter
in die Aue hinein. Nur zwischen Löpitz und Burgliebenau ist noch
kein Wanderweg, da hier noch Kies abgebaut wird.
Die Wasserflächen des Tagebaus bieten vielen Wasservögeln Rastmöglichkeiten,
besonders im Herbst. Hauben‑, Rothals‑ und Zwergtaucher, in
diesem Jahr auch ein außerordentlich seltener Eistaucher, flogen
ein. Viele Entenarten, Zwerg‑ und Gänsesäger, Silber‑,
Weißkopf‑, Sturm‑ und Lachmöwen werden beobachtet.
Der Kormoran hat auf abgestorbenen Birken gebrütet und die Lachmöwen
haben auf einer kleinen Insel eine Brutkolonie von 40 Paaren gegründet.
Im Bereich des Kiesabbaues steigt salzhaltiges Wasser nach oben. Hier
haben sich salzliebende und salztolerante Pflanzen, wie Strandaster, Salzschuppenmiere,
Gerards ‑ Binse, gelbe Spargelerbse und andere angesiedelt. In Zukunft
könnte es bei Wallendorf und Burgliebenau zwei kleine Badestrände
geben.