Luppenau

  Natur und Landschaft in der Gemarkung Luppenau
von Arnulf Ryssel (17.02.2000)
Fotos: Ilja Bakkal & Steffen Wilhelm

Die Gemeinde Luppenau mit ihren 3 Dörfern Tragarth, Löpitz und Lössen liegt längs des Flüsschens Luppe, an deren Windungen kleine Auengehölze liegen. Die Luppe kam bis 1972 von Leipzig her und führte das Hochwasser der Weißen Elster mit ab. Der Fluß in seinem natürlichen Bett mit Steilufern konnte recht gefährlich werden. Er trat auch über die Ufer und überschwemmte weite Wiesenbereiche. Wegen des beginnenden Braunkohlebergbaus wurde der Fluß an der Autobahn A 9 abgeriegelt und empfängt heute sein Wasser nur aus einigen Bächen, wie der Klinke, dem Zöschener Bach, dem Augraben (Zschampert) und dem "Bach", der bei Lössen in den Fluss mündet.

Wer an der Luppe entlang wandert, kann Stockenten, Bleßrallen, auch Graureiher aus der nicht weit entfernten Brutkolonie Kollenbey beobachten. Bei besonderem Glück zeigt sich auch der seltene Eisvogel, der wie ein azurblauer Blitz den Flusslauf entlang fliegt. Auch einige Nutrias (Sumpfbiber) sind eingewandert. Sie stammen noch von 1990 ausgesetzten Tieren.

Fotos: Ilja Bakkal & Tino Schneider

Die kleinen Auenwälder sind bestockt mit Stieleichen, Eschen, einigen Ulmen, Bergahorn und Pappeln. Am Fluss stehen verschiedene Weidenarten. Im Frühling blühen viele Blumen im Wald. Es sind Märzveilchen, Gelbes und Weißes Buschwindröschen, Goldstern, Scharbockskraut, Lungenkraut und an einigen Stellen Bärlauch. Im Sommer dann bildet sich eine undurchdringliche bis 2 m hohe Krautschicht aus Klebkraut und Brennessel. Besonders die Vogelwelt hat sich den Auenwald erobert. Bis zu 30 Brutvogelarten wurden festgestellt. An erster Stelle steht der Rotmilan, ein respektabler Greifvogel mit dem gegabelten Schwanz, der in etwa 3 Paaren brütet. Auch der Schwarze Milan, der Mäusebussard und der Habicht hat seine Horste auf hohen Bäumen angelegt. Unter den Kleinvögeln dominieren Buchfink, die Grasmücken und Laubsänger, Zaunkönig und Nachtigall, Star und Kernbeißer.

Fotos: Ilja Bakkal

Beiderseits der Bundesstraße nach Leipzig am "Bach" ziehen sich größere Wiesenbereiche hin. Die Wiesen werden aber noch recht intensiv genutzt und mit Rindern beweidet. In den Wiesen sucht das Tragarther Storchenpaar Nahrung für seine Jungen. Greifvögel und Reiher, Krähen und andere Singvögel und im Herbst auch viele Kiebitze und Wacholderdrosseln sind hier anzutreffen.
Diese reichhaltige Naturausstattung hat die Behörden bewogen, die Landschaft unter Schutz zu stellen. Die Flächen westlich der Luppe und der Burgliebenauer Straße gehören zum Landschaftsschutzgebiet "Saale". Die Flächen östlich davon, einschließlich der Tagebauseen zum LSG "Elster‑Luppe‑Aue". Die Ortslagen und die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Flächen für Bau und Gewerbe sind aus den LSG ausgegrenzt. Darüber hinaus liegen in den LSG auch viele kleine "besonders geschützte Biotope " nach § 30 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen‑Anhalt.

Fotos: Ilja Bakkal & Steffen Wilhelm

Die Auengehölze und der Luppelauf wurden erst kürzlich als Gebiet der Flora – Fauna – Habitat ‑ Richtlinie gemeldet. Diese Gebiete nach europäischem Recht sollen ein europaweites Schutzgebietsnetz mit dem Namen Natura 2000 bilden. Wegen der Brutvorkommen der großen Greifvögel ist ein Teil der Gemarkung als Europäisches Vogelschutzgebiet gemeldet.
In dieser Natur kann man auch gut wandern. Gemeinsam wurde der Naturlehrpfad "Rüsternweg" eingerichtet. Einige Tafeln erläutern die Tier‑ und Pflanzenwelt und mit Nummern versehene Beobachtungspunkte sind in einem Naturlehrpfadführer erklärt. Der Lehrpfad beginnt am Abzweig Kreypau der B 181. Zuerst erreichen wir einen dicht bewachsenen ehemaligen Lehmausstich für die Ziegelherstellung. Aufmerksame Beobachter können an lauen Sommerabenden die seltene Rotbauchunke vernehmen. Ihre Stimmen tönen wie weit entferntes Glockengeläut. Wird es dann dunkel, ruft der Laubfrosch recht laut. Die Nachtigallen lassen ihr schönes Lied hören. Hier gibt es sieben verschiedene Amphibienarten. Seltene Pflanzen sind der Lauchgamander und die fleischfressende Wasserpflanze „Wasserschlauch“. Nicht weit davon stehen noch einige gesunde Ulmen, die hier als Rüstern bezeichnet werden. Der Pfad führt zur Luppebrücke, und wer hier schon genug hat kann ins Dorf zur empfehlenswerten Gaststätte "Zum Rittergut" wandern. Sonst geht es weiter an der Luppe entlang. Kurz vor Tragarth sehen wir eine schöne Lindenallee und erreichen den Storchenhorst Tragarth, den die Vögel auf einem hohen Schornstein gebaut haben. Seit 1994 brütet hier ein Paar und hat in manchen Jahren 3 Jungvögel aufgezogen. An der Luppe entlang führt der Weg nach Wallendorf.

Fotos: Ilja Bakkal

Zwischen Löpitz und Lössen steht ein sanierter alter Trafoturm. Dort brütet unter dem Dach ein Paar Schleiereulen. In den Kästen brüten Star und Kohlmeise.

Wenden wir uns aber von Löpitz nach Osten, überqueren wir eine Industriebahn und erreichen den westliche Tagebausee des ehemaligen Tagebaus Merseburg‑Ost. Hier entstehen bis Ende 2001 zwei Seen von jeweils etwa 300 ha Wasserfläche. Gegenwärtig wird noch Elsterwasser eingeleitet.

Von Löpitz an sind Rad‑ Wanderwege eingerichtet worden. Der Radfahrer oder Wanderer kann sich in Richtung Wallendorf begeben, über die Innenkippe zum 15 m hohen Aussichtsturm Raßnitz. Um den östlichen See führt ebenfalls ein ausgebauter Weg. Von dort geht es auch weiter in die Aue hinein. Nur zwischen Löpitz und Burgliebenau ist noch kein Wanderweg, da hier noch Kies abgebaut wird.

Die Wasserflächen des Tagebaus bieten vielen Wasservögeln Rastmöglichkeiten, besonders im Herbst. Hauben‑, Rothals‑ und Zwergtaucher, in diesem Jahr auch ein außerordentlich seltener Eistaucher, flogen ein. Viele Entenarten, Zwerg‑ und Gänsesäger, Silber‑, Weißkopf‑, Sturm‑ und Lachmöwen werden beobachtet. Der Kormoran hat auf abgestorbenen Birken gebrütet und die Lachmöwen haben auf einer kleinen Insel eine Brutkolonie von 40 Paaren gegründet.

Im Bereich des Kiesabbaues steigt salzhaltiges Wasser nach oben. Hier haben sich salzliebende und salztolerante Pflanzen, wie Strandaster, Salzschuppenmiere, Gerards ‑ Binse, gelbe Spargelerbse und andere angesiedelt. In Zukunft könnte es bei Wallendorf und Burgliebenau zwei kleine Badestrände geben.