Joseph Dannemann, alias Sepp, der gute Geist des Schlosses, posiert mit einem verchromten Kaffeebehälter (www.luppenau.de).  Lachen Sie nicht, er ist wirklich stolz auf die Kannen mit Pumpmechanismus und Brühfunktion. Seine grauen Haare bedeckt er mit einem echten Panama-Hut. Dieses edle feingewebte Strohflechtwerk aus Äquador ist allerdings kein Fernreisemitbringsel, sondern geliehen. Der junge Mann, der heute mit kurzen Hosen T-Shirt und Sandalen als Sommer auftritt, hat ihn kurz zur Verfügung gestellt. Ihm gehört er aber auch nicht. Er nimmt sich jedoch das Recht heraus, dieses Prunkstück aus der Garderobe seines Vaters nach Belieben nutzen zu dürfen. Dieser kommt in der Regel auch nicht über die deutsche Ostseeküste hinaus, was die Schlussfolgerung zulässt, dass es sich bei dem Hut um Importware aus Mittelamerika handelt.

Sepp ist der ruhende Pol der quirligen Veranstaltung – bitteschön eine Tasse und ein Teller Kuchen, kassiert einen kleinen Betrag, die Kinder brauchen kein Geld. Damit er sich auch wirklich nicht überanstrengt, hilft ihm die Gemeindeassistentin Gabriele Schlichting. Dabei ist dieser erste Anschein so ungerecht! Sepp hat die Basisarbeit geleistet, mit Eimer und Wischmopp, damit sich keine Elfe oder Prinzessin bei Bodenkontakt das Kostümchen verunreinigt. Er wird wohl auch aufräumen, wenn alle wieder weg sind.

Im Erker am anderen Ende des Saales residiert Jörg Uhlmann hinter den Verstärkern. Sein Haupt ziert ein olivgrüner Vietcong-Tropenhelm mit fünfzackigem roten Stern.

Obwohl die militärische Organisation 1977 offiziell aufgelöst wurde, wird der Helm heute noch auf dem Moped oder im Baugewerbe getragen. Sein Besitzer brachte ihn persönlich unter Opfern aus Vietnam mit. Hoffentlich hat er nicht zu viel bezahlt (Angebot im Internet 10.90€)!  „Kinder müssen ununterbrochen bewegt werden, dann sind sie glücklich!“ Das ist seine Devise für den heutigen Nachmittag, getreu derer er ein „Highlight der deutschen Kinderkarnevalsunterhaltung“ nach dem anderen in den Saal schmettert. Edith Uhlmann und Ramona  Karnstedt, unterstützt von einzelnen Müttern und den ehemaligen Kindern Franziska, Robert, Christian und Armin animieren die kleine Gesellschaft zu diversen Tänzen und Spielen. Topfschlagen, Autorennen, Rollerrennen, Luftballontanz, Polonaise,  der Laufsteg zur Wahl des schönsten Kostüms sind mittlerweile
Routine. Die Bilder ähneln einander von Jahr zu Jahr.  Während die einen bis zur Erschöpfung toben, können Eltern und Großeltern, sofern sie ihre Schützlinge nicht beim aufrechten Gang unterstützen oder Mut zusprechen müssen, von der Kaffeetafel zuschauen. Unter den Luppenauern fallen Gäste aus Friedensdorf auf, die ich seit dem Oldiecup kenne. Dort waren sie noch als Engel und Teufel verkleidet, heute genügt ein Abschiedsporträt mit Musketier-Hut. Von wegen nicht fotogen!
Bis zum nächsten Jahr,

I.B.