Luppenau

.. 9. Advent zwischen Pferdestall und Remise 2013
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Januar 2014
Autor: Ilja Bakkal

Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Der Weihnachtsmann in Lössen  ist nicht dem Winterschlaf verfallen! Gemeint ist der vom Töpferhof Sabine Winkler initiierte Adventsmarkt.  Die Töpferei befindet sich im Pferdestall, während Steffi Kaiser und Bernd Jansen mit Grafik und Holzkunst in der gegenüberliegenden Remise des ehemaligen Rittergutes eingerichtet sind. Seit 9 Jahren finden diese Veranstaltungen mit Kultur und Handwerkskunst zweimal im Advent statt.  „Es gibt Menschen, die hier einen klassischen Weihnachtsmarkt vermuten, und sobald sie wahrnehmen, dass das Riesenrad fehlt, wenden sie ihre Fahrzeuge“, beobachtete Giesbert Peukert. Für die, die wissen was sie erwartet, ist es ein echter Geheimtipp. Der sollte es auch bleiben. Wer ein überbordendes Warenangebot und Gedränge sucht, findet es anderenorts.


Zu den Gefäßen und Plastiken aus Ton würde ich  mich wegen ganzjähriger Verfügbarkeit nicht extra äußern. Aber gleich rechts unter dem Schaufenster stand eine erdfarbene zylindrische Bodenvase. Auf ihrem Rand saß ein lebensgroßer Kater gleichen Materials und schnurrte energisch:  „Nimm mich mit!“. Nun wird man nicht gleich den erstbesten Kater kaufen, wo doch noch Stände mit Schmuck, wärmenden Mützen, Büchern und allerlei nützlichen Accessoires rund um das Lesen, in letzter Minute erlösende Geschenkideen offerieren.
Matthias Jorck zeigte, in welcher Perfektion sich Form und Oberfläche exotischer Hölzer bearbeiten lassen. Zebrano, Cocobalo, Amaranth und Padouk brachten afrikanisches, süd- und mittelamerikanisches Flair nach Lössen. Vorsicht, allein vom Anfassen kann sich dringendes Begehren einstellen. Wenn erst eine Kugel aus nicht schwimmfähigem Tropenholz mit sonorem Klag die Konkavität einer quadratischen Schale abrollt … armer Kater!


Zebrano, Cocobalo, aber auch heimische Hölzer

Dagegen machten die Kreationen Kathrin Schwitzkys einen fragileren Eindruck. Ein Ästhet ist ein Mensch, der schöne Dinge erkennt und sich daran freut. Freuen konnte man sich an der papiernen Faltkunst und ihrer grafischen Gestaltung. Auch wenn der Verwendungszweck, etwas hineinlegen zu können, Theaterkarten beispielsweise, den Begriff  Schachtel nahelegt, wird er dem künstlerischen Anspruch der studierten Designerin nicht gerecht.

Die von Kerstin Ose betreuten vietnamesischen Messer richteten den Blick auf eine andere Welt. Brauchen wir fernöstliche Messer, die für uns in Form und Design eher gewöhnungsbedürftig sind, in keinen Spüler dürfen und nach jeder Benutzung eingeölt werden müssen? Ihre Herkunft macht sie interessant. Sie werden in Bergdörfern individuell geschmiedet und erfahren derzeit einen Verdrängungsprozess durch chinesische Massenware. Die Klingen schneiden außerordentlich gut. Man muss ihnen den Schleifstein eigentlich nur zeigen, um die ursprüngliche Schärfe wiederherzustellen – Kohlenstoffstahl.  Und … keine preisliche Gefahr für den Kater.


Vorbei an den Glühwein, Würstchen oder Stockbrot verzehrenden Besuchern im Hof, erreichte man die Remise. Auch hier gab es zwei- und dreidimensionale Kunst und Handwerk, wobei ein Exponat mit besonderem Gebrauchswert herausstach. Bernd Jansen saß erschöpft in seinem Schaukelstuhl. Ein antiquiertes Möbel für die strickende Großmutter aus dem Märchen? Richtig. Aber kann er nicht auch als Fitnessgerät gewertet werden, das selbst in höchstem Alter bei minimalem Krafteinsatz aktive Bewegung verspricht und schwungvolles Aufstehen ermöglicht? Nur Vorsicht, dass der zu Füßen schlummernde Kater  nicht mit dem Schwanz unter die Kufen gerät! Der Kater! Den nehmen wir mit, im Februar. Solange können Sie Ihn noch ansehen, hier in Lössen, danach auf www.luppenau.de!
                                                           I.Bakkal