Luppenau

Keltischer Baumkreis am Löpitzer Strand

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - April 2011
Autor: Ilja Bakkal

Eine kurze Recherche in Internet und Lexikon

Bereits in der November-Ausgabe des Kuriers wurde über die unmittelbar bevorstehende Pflanzung des keltischen Baumkreises am rechten Ufer des Löpitzer Strandes berichtet. Der Wintereinbruch verzögerte die Realisierung des von der DOW finanzierten Projektes bis Ende März. Die Idee hatte die ehemalige Leiterin des Ordnungsamtes Schkopau, Frau Franke, unser Ortschaftsrat präsentierte den idealen Standort, der Förderverein Luppenau beantragte und verwaltete die Fördermittel.

Dieser Tage hat die Fa GREEN UP GmbH den Auftrag nahezu fertiggestellt.


Foto: i.B.

Die Bäume symbolisieren die Unvergänglichkeit der Natur. Im Glauben der Kelten waren sie mit Göttern und Naturgeistern beseelt. So nimmt man als gegeben hin, dass der Keltische Baumkreis -Horoskop oder -Kalender auf unsere Vorfahren zurückzuführen ist, die 500 v. u. Z. die heutigen Territorien von Süd- und Mitteldeutschland und dem NO Frankreichs besiedelten. Ihre Eroberungszüge führten sie nach Frankreich, Spanien, die britischen Inseln, den Balkan, Kleinasien und Italien. Zu Beginn unserer Zeitrechnung gingen sie im Römischen Reich auf. Reste haben sich in der Bretagne, auf der Insel Man, in Wales, Schottland und Irland erhalten.

Hinweise auf einen 2000 Jahre alten Baumkalender wurden nicht entdeckt!

Diese finden sich erstmals in einem Buch des Briten Robert Graves aus dem Jahre 1946, "Die weiße Göttin". Hier nimmt er eine willkürliche Zuordnung von Oghan-Zeichen (vermutlich strichförmige Kodierung des keltischen Alphabets, die sich auf Steinen - Grabmale und Eigentumshinweise - aus dem 4. bis 6. Jh. finden) auch zu Bäumen vor.

Dieses diente dann der französischen Journalistin Paule Delsol, die 1971 für ein Lifestyle-Magazin mehrere Horoskope erfand, als Anregung für das keltische Baumhoroskop.

1984 wurde es in "Bäume lügen nicht. Das Keltische Horoskop" von Annemarie Mutsch-Engel im deutschsprachigen Raum publiziert. Seitdem vermehren sich die Baumkreise und der dazugehörige Glaube. Ein bis zum Bundesgerichtshof gefochtener Streit um Urheberrechte, führt über die Übersetzung eines französischen Artikels für einen polnischen Gartenkalender, zu einem bemerkenswerten Übertragungsfehler ins Deutsche, dem die Zeder (gemeint war der in Frankreich verbreitete Zürgelbaum) ihre Anwesenheit im Kalender verdankt. Diese wurde erst im 17. Jh. nach England gebracht und war den Kelten nicht bekannt. Aber was macht das schon! Die Attraktion wird von diesem entweihenden Wissen allenfalls interessanter und wir Luppenauer können es ja für uns behalten.

Es ist schon eine Freude anzusehen, wie 17 junge Bäume einen Kreis bilden, um Eiche, Birke, Ölbaum (wächst hier nicht - Symbol) und Buche, die jeweils für den Beginn von Frühling, Sommer Herbst und Winter stehen. Neben der Gliederung des Jahres charakterisieren sie, gemeinsam mit Tanne, Ulme, Zypresse, Pappel, Zeder, Kiefer, Weide, Linde, Haselnuss, Eberesche, Ahorn, Nussbaum, Kastanie, Esche, Hainbuche, Feigenbaum (Symbol), und Apfelbaum, typische Eigenschaften des Menschen, je nach seinem Geburtstag.

Nehmen wir aus aktuellem Anlass den Nussbaum - Die Leidenschaft (21. bis 30. April und 24. Oktober bis 11. November): Unbeugsamer Charakter, sonderbar und voller Kontraste, egoistisch, aggressiv, unnachgiebig, gleichzeitig edel mit weitem geistigen Horizont, unerwartete spontane Reaktionen, grenzenloser Ehrgeiz, nicht immer beliebt, aber oft bewundert und erfreut sich großer Autorität, beruflich fleißig und strebsam, in der Liebe eifersüchtig und sehr leidenschaftlich!

Ich muss zugeben, liebe Leser, es gibt Zeugnisse, in denen ich weitaus schlechter wegkomme. Vielleicht war die Recherche fehlerhaft und die Bäume sollen doch überhaupt so etwas Mystisches ... Egal - halten wir es mit der diesbezüglich engagierten Ortsbürgermeisterin und freuen uns über die botanische Bereicherung, für die wir allen Beteiligten danken.

I. Bakkal