Informationsveranstaltung am  22.September im Schloss Löpitz zum  Thema  Grundwasserwiederanstieg
	    Die Bürger von Luppenau,  wie auch der anderen Anliegergemeinden des Wallendorfer und Raßnitzer Sees  hatten gute Gründe, diese von der Gemeinde Schkopau organisierte Veranstaltung  zu besuchen:
	      Sie fühlen sich vom  ansteigenden Grundwasser bedroht bzw. sind in Einzelfällen bereits geschädigt.
	      Das durch die LMBV  betriebene Wassermanagement wird nicht akzeptiert. Das überschüssige Wasser des  Wallendorfer Sees, der ein wichtiges Regulativ des Grundwassers in der Region  ist, kann nicht seinem natürlichen Gefälle in die Luppe folgen, sondern wird  seit Jahren mit schwankendem Ergebnis und enormen Kosten abgepumpt.
	       
	      
 
	        Elke  Kreische-König	        Foto: i.B.
	     
		Hier werden sich  dahinschleppende Verfahrensbearbeitungen und kuriose sowie wechselnde Naturschutzauflagen  (Bitterling, neuerdings Kammmolch) als Grund angenommen. Der desolate Zustand  der Luppe sowie der einmündenden Bäche forcieren das Problem.
	    
Was wir hier erleben, ist  kein plötzlich hereinbrechendes Ereignis, sondern die Folge nachvollziehbarer  Eingriffe in die Natur, deren im konkreten Fall naheliegende effektive  ökologische  wie ökonomische Regulation,  immer wieder in Frage gestellt und verschoben wird.
	    In Vorbereitung der  Veranstaltung hatten sachkundige Bürger aus Luppenau einen Fragenkatalog  erarbeitet und der LMBV zugestellt.
	    Das großzügig dimensionierte  Präsidium setzte sich zusammen aus:
	      Staatssekretärin  Anne-Marie Keding und Dr. Sanftenberg, Ministerium für
		  
	      
	        Frank  Bommersbach Foto: I.B.
	      
Landwirtschaft und  Umwelt, Elke Kreische-König, Leiterin der AG Wasserbau und Sonderprojekte- LMBV,     Uwe Zippel- Landesamt für Geologie und  Bergwesen SB Braunkohlebergbau und Dr. Bodo-Carlo Ehling- AL Geologie u.  Pressesprecher, Frau Sabine Faulstich -Sachgebietsleiterin Gewässerschutz, Herr  Dirk Alscher -Sachbearbeiter SG Gewässerschutz,  Wolfgang   Schmidt – Leiter Ordnungsamt Gemeinde Schkopau, Hans Joachim Pomian -Ortsbürgermeister  Wallendorf und Vorsitzender des Ausschusses für Seen und Tourismus, Andrej  Haufe- Ortsbürgermeister Lochau, Vorsitzender des Ausschusses für Ordnung,  Feuerwehr und Umweltfragen, Frank Bommersbach -MdL, Patrick Wanzek –MdL.  
   
	     
	      
 
	        Anne-Marie  Keding
	        Foto: i.B.
	     
		 Die Staatsekretärin A.-M.  Keding führte in die Problematik ein. Sie beschrieb die breitflächige Erfassung  der Probleme durch eine Arbeitsgruppe mittels Fragebögen. Die Auswertung soll,  Umsetzbarkeit und Finanzierbarkeit vorausgesetzt, in Maßnahmen resultieren. Das  Wassermanagement muss naturschutzrechtliche Bedingungen erfüllen. Während die  Gewässer 1. Ordnung  sich in der  Verantwortung des Landes befinden, unterstehen die Gewässer 2. Ordnung, zu  denen Gräben und Vorfluter gehören, den Kommunen, die wiederum  Unterhaltungsverbände installiert haben. Zur Bewältigung der  aktuellen Aufgaben wurde ein Förderprogramm  für die Kommunen aufgelegt.
   Hier im Tagebaugebiet ist die Situation  insofern günstiger, da sich Land  und Bund  die Kosten teilen. 
Die LMBV ist als  Projektträger eingesetzt.
	    
Die LMBV hatte mit Frau  Elke Kreische-König eine kompetente Repräsentantin im Saal, die mit ihrem  souveränen Vortrag nicht nur fachlich das Niveau der Veranstaltung prägte. 
	      Die im Wasserrechtlichen  Planfeststellungsverfahren  (PFV)  festgelegten mittleren Wasserhöhen  betragen 85 m für den Raßnitzer- und 82 m   über NN für den Wallendorfer See. Diese sollen über einen Graben  zwischen den Seen und einen regulierbaren Ablauf in die Luppe gewährleistet  werden. Dabei ist eine Schwankung  des  Wasserspiegels von  +/- 50 cm kalkuliert.  Zusammen mit einer Wellenauflaufzone von 5m ergibt sich ein 10 m breiter  Gewässerschonstreifen, der für die Unterhaltung des Gewässers vorgesehen ist
	      Dieses PFV durchläuft  folgende Chronologie:
	    19.11.1993      Bergrechtliche Zulassung des Abschlussbetriebsplanes
	      12.11.1996      Erste Vorhabensanzeige PFV
	      1997-2003      Scopingtermine/Festlegungen  Untersuchungsrahmen
	      28.07.2006      Einreichung erster Planantrag
	      2007-2008      Präzisierung  der Planunterlagen unter Berücksichtigung geänderter Vorschriften (Naturschutz,  Einbeziehung sächsischer Abschnitt der Luppe)
	      02.09.2009      Einreichung  2. Planantrag
	      März-Okt. 
	      2010                Anhörungsverfahren
	      IV. Quartal
	      2011                geplanter  Erörterungstermin 
	    Das Auffinden des Kammmolches zwingt zu einer  Modifizierung des Ablaufes.
	      Im Bereich der  vorgesehenen Trasse müssen vorhandenen Lachen erhalten bzw. neue Lebensräume  geschaffen werden, die zwei Jahre vor der Inbetriebnahme vorzuhalten sind!  Im Februar 2012 wird die Entwurfsplanung bei  der
		  
	      
	        Der  Plan Foto: I.B. --> Klick zum Vergrößern 
	      
		
 Oberen Wasserbehörde eingereicht und voraussichtlich ihrer Genehmigung,  kann der Bau 2013 bis 2014 realisiert werden. Eine Ablehnung dieses Planes, zu  Gunsten einer permanenten Pumpstation, gilt als äußerst unwahrscheinlich. 
	      Die Ableitung des  salzhaltigen Seewassers erfordert die Zumischung von zusätzlichem Luppewasser,  weshalb das definitiv geschlossene Kleinliebenauer Wehr für einen  Kubikmeter/Sek. geöffnet werden muss. Durch dessen Standort in Sachsen ergeben  sich weitere rechtliche Probleme. In diesem Zusammenhang ist keine umfassende  Sanierung der Luppe geplant, lediglich eine „ökologische Bauüberwachung“. Der Hinweis  aus dem Publikum, dass es in Fließrichtung hinter Wallendorf und Tragarth zu  erheblichen Verlandungen mit deutlichen Strömungsbehinderungen, selbst während  des Hochwassers Anfang 2011 (Befahrung während der Polderauslassung), gekommen  ist, wurde dahingehend bestätigt, dass lokale Flussbettvertiefungen durchaus  vorgesehen sind.
	    
Weiterhin widmete sich die  Referentin der der Problematik des Grundwasserwiederanstieges und der Methodik  zur Minimierung seiner Folgen. Nach Beendigung des Tagebaubetriebes und der  damit einhergehenden Beendigung der Grundwasserabsenkung strebt dieses wieder  vorbergbauliches Niveau an. Bei der heute bestehenden Bebauung, die diesen  Prozess oft nicht berücksichtigt, ergibt   sich überall dort ein Konfliktpotential, wo der Grundwasserflurabstand  (Distanz Grundwasser – Bodenoberfläche bei mittlerer Grundwasserneubildung,  d.h. Extremsituationen ausgeschlossen) 2m oder weniger beträgt. Für  Mitteldeutschland weist die LMBV diesbezüglich eine Fläche von 26500 ha in  insgesamt 14 ehemaligen Tagebaugebieten aus, von denen Merseburg-Ost eines ist.  Befindet sich das Grundwasser weniger als 50 cm unter dem tiefsten Gebäudepunkt  (z.B. Kellerfußboden), geht man von einer potenziellen Gefährdung aus. Von der  LMBV getragene Sicherungsmaßnahmen bei Schäden können Flächenlösungen wie  Drainagen, aber auch bauliche Einzellösungen wie Kellerabdichtungen oder  Verfüllungen sein. Die Finanzierung wird durch das „Verwaltungsabkommen zur  Finanzierung der Braunkohlesanierung 2008 bis 2012“ sichergestellt. Alle  diesbezüglichen Meldungen werden geprüft und bei Zuständigkeit bearbeitet. Bis  zum Mai 2011 gab es aus Horburg, Lochau, Raßnitz, Döllnitz und Ermlitz  insgesamt 9 Schadensmeldungen, von denen drei abgelehnt und 6 bearbeitet  werden. Die Zahl der Gefährdungen ist ungleich höher.
	      Ende 2010 wurden  vielerorts die höchsten jemals gemessenen Grundwasserstände erreicht bzw.  überschritten. Ursache sind seit 4 Jahren auftretende Niederschlagsmengen, die  die langjährigen Mittelwerte weit überschreiten, aber auch die geringeren  Entnahmemengen durch die Industrie.
	    Am Beispiel einer  Grundwassermesstelle in Burgliebenau wurde gezeigt, dass die Prognosen des  verwendeten Hydrogeologischen Modells für mittlere und hohe Grundwasserneubildungsbedingungenen, bis  auf eine einmalige Überschreitung von 5 cm zutreffen. Sie bilden daher eine gute Grundlage zur Herleitung der potentiellen  Betroffenheiten aus dem Grundwasserwiederanstieg.
   Manfred Lengert aus Löpitz gab einen  prägnanten Überblick über seine aktuellen Beobachtungen des Grundwassers, in  Abhängigkeit  der Pegelstände von Saale  und Wallendofer See. Das Hochwasser der Saale, welches unmittelbaren Einfluss  auf den Wasserstand der Luppe hat, beeinflusst den Grundwasserstand. Dieser folgt  den Veränderungen mit eintägigem Abstand um die Hälfte des Wertes. Ähnlich  verhält es sich mit dem Pegelstand des Wallendorfer Sees. Aufgrund seines  enormen Fassungsvermögens erfolgen diese Veränderungen jedoch sehr träge. Der  studierte Wasserbauer appellierte eindringlich, die Pufferkapazität des Sees zu  nutzen, indem seine Höhe deutlich unterhalb oberer Grenzwerte gehalten wird. So  könnte man dem nicht regulierbaren schnellen Saaleeinfluss eine Reserve  entgegen  halten.
	      Die LMBV strebt ein  Auspumpen und späteres Ableiten im freien  Gefälle unterhalb der oberen Toleranz an, könne dies  jedoch durch das Wirken  klimatischer Faktoren nicht garantieren. Bei Elsterhochwasser ergeben sich  Situationen, in denen nicht abgepumpt werden kann (Anfrage nach  Veranstaltungsende).
	      Die Pumpen bewältigen maximal 20 Kubikmeter/Minute. Eine Frage  nach den Kosten blieb für den Moment unbeantwortet. Die Seen wurden zwar am  Reißbrett geplant, sind mittlerweile Bestandteil der Natur, so dass die  Schwankungen hingenommen werden müssen.
	    Die Einleitung  von Pumpwasser aus der Kiesgrube der Fa. Papenburg  entspricht den Verträgen, bestätigten die Vertreter des Landesamtes für  Geologie und Bergwesen.  Fixierte Höchstwerte  werden quantitativ und qualitativ unterschritten. Die Probeentnahme und  Auswertung erfolgt durch ein unabhängiges Labor. Überhaupt wird das Problem  überschätzt, weil Grube und See miteinander kommunizieren und perspektivisch  ohnehin verbunden werden sollen.
	    Der Landtagsabgeordnete Bommersbach  verwies  auf die gegebene Rechtslage, die  bestimmte Abläufe verbindlich vorschreibt. Damit wird keine Aussage getroffen,  ob wir die Situation als günstig empfinden oder nicht. Bei vielen Bauvorhaben,  die in die Natur eingreifen, gibt es Verzögerungen und Hindernisse, die einem  bestimmten Muster folgen, ob Molch oder Fledermaus.
   Die Aussage der Staatssekretärin Keding, dass  wir uns doch alle Artenvielfalt wünschen würden, nahm das diesbezüglich  gequälte Publikum freundlich-emotionslos auf.
	     
	    Bevor es zu einer  Diskussion um die Gewässer zweiter Ordnung kam, verließen einige Bürger aus  Tragarth, wegen empfundener Hoffnungslosigkeit, den Saal. Aus ihrer Sicht  verständlich, verwies doch ein mitgeführter Kalender hinsichtlich einer  „Flurbegehung - Gräben“ auf das Jahr 2004. Die sumpfige Baumlandschaft,  anstelle des vormaligen Dorfteiches, wird nicht nur als Schandfleck, sondern  auch als beredtes Zeichen behördlicher Vernachlässigung empfunden. Leider haben  sie auf ihren Diskussionsbeitrag verzichtet und wohl auch nicht bemerkt, dass  der Zustand um ihren Ort Schwerpunkt der begleitenden Fotoausstellung war.
	      Der Abgeordnete Bommersbach  führte aus, dass die Unterhaltungsverbände mit ihrer gegenwärtigen Struktur den  Aufgaben nicht gerecht werden können. Bei gegebener Stärke der  Einheitsgemeinden wäre eine Neustrukturierung unter deren Obhut eine  erstrebenswerte Option.
	      Aber auch das braucht  seine Ordnung und seine Zeit.
	     
	    Ein hochkarätig besetztes  Präsidium hat sich den Problemen gestellt.  Viele Ortsbürgermeister und sachkundige Bürger waren anwesend. Wenige kamen zu  Wort. Gute Vorbereitung, die Übereinstimmung des Themas mit den Erwartungen des  Publikums, die Kompetenz der meisten Fragen und Antworten charakterisierten die  erfolgreiche Veranstaltung. Bei den Organisatoren und Beteiligten bedanken wir  uns für ihre Leistung, insbesondere, Herrn W.Schmidt  für die Versammlungsleitung,
	      ganz besonders jedoch bei  Frau Kreische-König, die herausarbeiten konnte, dass  zwischen den Interessen der Gemeinde und der  LMBV grundsätzlich Konsens besteht. 
	      Zufrieden kann man dennoch  nicht sein, weil bis zur Realisierung der Ziele noch viele Jahre verstreichen  werden. Es ist anzunehmen, dass die anwesenden Politiker gespürt haben, dass  die Menschen der Region, ihre Wähler, angesichts der bestehenden Probleme und  der naheliegenden Lösung, für „Zeitschienen“, Verschwendung öffentlicher Mittel,  aber auch vordergründigen Naturschutz mit vermutlich negativer Gesamtbilanz, kein  Verständnis mehr haben.
	    Manfred Lengert hat mir  die Grundwasserschwankungen als Funktion der Pegelstände von See und Flüssen  noch einmal plausibel gemacht. Auch im Namen anderer sachkundiger Bürger  erklärt er die Bereitschaft, das vorhandene Fachwissen im Ausschuss für Seen  und Tourismus einzubringen.
	      Ich habe diesen Artikel  der LMBV vorgelegt, ihre Korrekturen eingearbeitet und im Falle inhaltlicher  Relevanz kursiv geschrieben. Damit distanziere ich mich vom Artikel Tilo  Krippendorfs in der MZ vom 23.September, der die Veranstaltung unsachlich und  mit inhaltlichen Fehlern wiedergegeben hat.
   
	      Ilja Bakkal
	     
	   
	    Ilja Bakkal